Warum ich zum Veganer wurde

Immer wieder werde ich gefragt, warum ich Veganer bin. Obwohl ich meistens gerne davon erzähle und natürlich auch Werbung für Vegan mache, bin ich es manchmal wirklich leid, zum soundsovielten Male meine Gründe darzulegen. Aber wer kennt das nicht, und häufig ist in einem kurzen Gespräch auch nicht immer genügend Zeit da, um meine Gründe ausführlich zu erleutern.
Dies sind nun meine Beweggründe, sie gelten für mich, denn ich weiß genau, daß viele Veganer ihre Prioritäten anders setzen, was ich natürlich auch akzeptiere und respektiere.

Es gibt ja viele Gründe, sich für die vegane Lebensweise zu entscheiden. Mir ging es in erster Linie um gesundheitlichen Gründen. Seit meiner frühen Kindheit leide ich an Heuschnupfen und ich kann mich noch sehr genau an den Auslöser erinnern: Meine Familie war in unserem Wochenendhaus, es war Frühsommer. Ringsum haben alle Bauern Heu gemacht, auch mein Vater hat das hohe Gras hinter dem Haus mit der Sense gemäht und getrocknet. Für mich und meine Schwester war das getrocknete Gras ein wunderbares Spielzeug: Man konnte richtige Hütten bauen, einen hohen Berg aufschütten und reinspringen. Es roch wunderbar... Doch plötzlich mußten wir beide fürchterlich Niesen, unsere Augen schwollen zu, die Nasen hörten nicht mehr auf zu laufen...
Einige Arztbesuche später stand fest, die Kinder haben Heuschnupfen.
Ich hatte alle möglichen Therapien durchgemacht, immer wieder Allergietests, es war nicht sehr angenehm. Vor allem die Sommer waren unerträglich...
Kurz vor meinem 18. Geburtstag (ich war damals - wie meine ganze Familie - Vegetarier) beschloß ich, einige Zeit auf tierisches Eiweiß zu verzichten, ich hatte einen Bericht gelesen, daß dadurch der Heuschnupfen gelindert werden kann. Ich hatte es allmählich satt, jeden Sommer im Haus zu verbringen und staendig zum Arzt zu gehen. Nach 3 Monaten fast veganer Kost war mein Heuschnupfen für die darauf folgenden Jahren deutlich geringer.
Leider wurde ich in den letzten Jahren vom Vegetarier zum "Alles-ausprobierer", ich wollte einfach wissen, wie dieses und jenes schmeckt. Daraufhin legte sich mein Heuschnupfen auf die Lunge und ich bekam von Jahr zu Jahr immer mehr Asthma.
Im vergangenen Jahr (2000) war ich immer häufiger beim Lungenspezialisten, mußte ziemlich üble Medikamente nehmen und geriet immer schneller völlig außer Atem. Ich malte mir schon ein Horrorszenario aus, überlegte ob ich in einem Lungensanatorium verenden werde (T. Mann's Zauberberg läßt grüßen!) und schlimmeres. Es war zu viel, ich mußte etwas ändern.
Erstmal wurde ich wieder schön brav Vegetarier, nachdem ich aber merkte, daß die Kombination von Rotwein und Käse Asthmaanfälle auslöst, dachte ich mal wieder darüber nach, vegan zu leben.
Eine Amerika-Reise im Februar 2001 war der endgültige Auslöser: Ich war dort auf extrem leckere Reis- und Sojamilch gestoßen, außerdem hatte ich wunderbare vegane Kochbücher gefunden. Zurück in Deutschland füllte ich meinen leeren Kühlschrank nur noch mit Gemüse, Obst, Sojamilch und Tofu. Ich durchsuchte das Internet, fand sehr wenige deutschsprachige Seiten, dafür sehr viele englische Seiten, mit verdammt leckeren Rezepten.
Es ist nun bald ein veganes Jahr vergangen und ich habe festgestellt, daß es sich für mich gelohnt hat:
Mein Heuschnupfen ist fast weg und das Asthma reduzierte sich auf ein erträgliches Maß, denn ich brauche kaum noch Medikamente. Ein weiterer Effekt ist mein allgemeines Befinden, ich bin kaum noch erkältet, ich fühle mich sehr fit und leistungsfähig. Außerdem ist meine Haut viel schöner geworden, ich habe keine Pickel mehr (nicht daß ich vorher recht viele hatte) und immer wieder sagen mir (manchmal sogar ganz fremde) Menschen, daß ich richtig gesund aussehen würde.

Durch meine Recherchen im Internet (immer wieder eine Quelle unendlicher Informationen) erfuhr ich, daß es gar nicht tierfreundlich ist, Milch zu trinken oder Eier zu essen. Somit fand ich mich bestätigt, daß ich auf dem richtigen Weg bin.
Deswegen steht für mich der Tierschutz an zweiter Stelle. Die Bilder, die ich zu diesem Punkt gefunden habe, waren sehr verstörend (das hier war besonders beeindruckend). Sicherlich wissen heutzutage wohl fast alle Menschen, wie grausam Tiertransporte sind, wie brutal es in Schlachthäusern zugeht, wie fürchterlich die Massentierhaltung ist. Aber - wie auch ich es einige Zeit getan habe - verdrängt der Mensch diese Tatsachen recht gut. Abends im Fernsehen guckt man sich eine Reportage darüber an und am nächsten Tag geht man völlig gewissenlos in die nächste Metzgerei... Ich finde, man sollte Bilder von so grausigen Szenen auf jede Fleischpackung setzen, jedes Einwickelpapier vom Metzger sollte damit bedruckt sein.
Warum man am Tod der Tiere mitschuld ist, wenn man Milchprodukte verzehrt, wusste ich auch lange Zeit nicht. Aber eigentlich ist es sonnenklar, daß die Kühe ihre Milch nicht einfach so für den Menschen produzieren. Wenn man logisch denken kann, kommt man von selbst drauf, daß die männlichen Kälber - da sie ja keine Milch geben können - bald geschlachtet werden, und daß die Milchkühe - sobald sie die von der EU vorgeschiebene Menge Milch nicht mehr produzieren - auch geschlachtet werden.
Von den Hühnern will ich jetzt nicht auch noch anfangen, im übrigen habe ich erfahren, daß ein Huhn von Natur aus nur 4 - 8 Eier im Jahr (!) legt.
Ich kann es von meinem ethisch-moralischen Standpunkt nicht mehr verantworten, daß Tiere durch mich zu Tode kommen oder ausgebeutet werden, außerdem ist es keineswegs sehr ästhetisch, einen Kadaver zu verspeisen:

"Eine tote Kuh oder ein totes Schaf auf der Weide gilt als Kadaver. Das selbe Aas, präpariert und beim Fleischer hängend, wird als Nahrung bezeichnet!" J. H. Kellogg

Mein nächster Punkt, vegan zu leben, sind ökologische Aspekte:
Auf der einen Seite wird durch die Massentierhaltung der Treibhauseffekt (von 150 Millionen Tonnen CO2, die bei der Produktion von Nahrungsmitteln verursacht werden, entfallen auf die Produktion von Fleisch, Milch und Eiern 85% des CO2-Ausstoßes), das Abholzen der Regenwälder und das Waldsterben vorangetrieben, durch die Gülle wird das Grundwasser eklatant geschädigt und Ökosysteme zerstört.
Man benötigt 5 qm Regenwald um einen Hamburger zu erzeugen, somit verursacht die Massentierhaltung 90% der Zerstörung des Regenwaldes! Ein weiteres Beispiel für die enorme Umweltverschmutzung ist die Tatsache, daß durch die Massentierhaltung in USA und in Westeuropa 1.100.000 kg Exkremente pro Sekunde produziert werden! Die Wasserverschmutzung durch die Massentierhaltung in Europa beträgt 50%.
Andererseits werden durch die Massentierhaltung auch enorm viele Ressourcen verbraucht: Um 1 kg Rindfleisch zu erzeugen benötigt man 16 kg Getreide und Sojabohnen, Masttiere verzehren 49% des jährlichen Getreideernte und 90% der jährlichen Sojabohnenernte! Die Wassermenge, um 1 kg Rindfleisch zu erzeugen, beläuft sich auf 32100 l, für 1 kg Eier benötigt man 3300 l Wasser und für 1 kg Milch noch immer 840 l Wasser. Zum Vergleich benötigt man 50 l Wasser um 1 kg Äpfel zu erzeugen, 106 l Wasser für 1 kg Weizen und 150 l Wasser für 1 kg Kartoffeln. Somit entfällt 50% des Gesamtwasserverbrauchs in Westeuropa und Nordamerika auf die Massentierhaltung. Es werden 64% der landwirtschaftlichen Nutzfläche für die Tierhaltung und Tierfuttererzeugung benötigt.
Würde die Menschheit 10% weniger Fleisch essen, könnte man über eine Milliarde mehr Menschen ausreichend ernährt werden, wenn Land, Wasser und Energie statt für die Fleischerzeugung für den Getreideanbau genutzt würde. Es ist auch für mich nicht zu verantworten, daß wir Getreide, Sojabohnen, etc. aus (meist) Dritteweltländern importieren, um dann unser überschüssiges Milchpulver wiederum dorthin zu exportieren.
Ich bin eigentlich kein Ökofreak, allerdings stimmen mich die oben genannten Tatsachen schon sehr nachdenklich, schließlich möchte ich, daß dieser Planet noch etwas länger für Menschen bewohnbar ist und alle satt werden.

Ein weiterer Grund, warum ich vegan lebe, ist die schlichte Tatsache, daß ich wahnsinnig gerne koche. Ich probiere sehr gerne immer wieder neue Rezepte aus und bin sehr daran interessiert, neue, mir unbekannte Lebensmittel auszuprobieren. Für mich ist es eine Herausforderung, sich vegan durch den Alltag zu schlagen, die Hindernisse, die einem Veganer sehr oft in den Weg gestellt werden, zu überwinden und anderen zu zeigen, daß man sehr wohl sehr gut vegan leben kann, ohne sich großartig einschränken zu müssen.

Das waren im Großen und Ganzen die Gründe, die für mich entscheidend sind, vegan zu leben. Wie schon oben gesagt, gelten diese nicht für jeden, da jeder seine Prioritäten anders setzt und zum Glück sind wir nicht alle gleich.

 

Warum wurdest Du zum Veganer?!

An dieser Stelle würde ich es sehr begrüßen, wenn auch andere ihre Gründe erzählen würden. Wer hat Lust, eine kleine Geschichte über seine vegane Einstellung zu schreiben? Mehr dazu per Email